Fraunhofer Italia forscht für die Nachhaltigkeit von Hotels in der Küstenregion Jesolo

In Jesolo wird angewandte Forschung zur Nachhaltigkeit von Hotels betrieben: Das Ergebnis ist ein maßgeschneidertes Bewertungssystem, mit dem die Fort-schritte im Hinblick auf die 17 Ziele der Agenda 2030 für nachhaltige Entwick-lung berechnet werden können.

© Consorzio di imprese turistiche JesoloVenice
Die Küstenregion Jesolo

Wie wird die Nachhaltigkeit eines Hotels definiert und wie kann ich als Tourist diese Informationen bei der Planung meiner Reise nutzen?

Diese Fragen stehen im Mittelpunkt des Projekts "Jesolo 2030", bei dem das Forschungsinstitut Fraunhofer Italia und die Hotelvereinigung von Jesolo (AJA) zusammenarbeiten, um die Küste von Jesolo zu einem noch nachhaltigeren und verantwortungsvolleren Gebiet zu machen. Die Initiative wurde von Holding22 Srl konzipiert und koordiniert und von CentroMarca Banca genossenschaftliche Kreditbank von Treviso und Venedig als Hauptpartner unterstützt.

 

Die Ambition der Küstenregion Jesolo

Anfang 2022 startete AJA eine Aktion für seine Mitgliedshotels: Innerhalb von zwei Jahren sollen alle Hotels, die an dem Projekt teilnehmen, das Zertifikat "Sustainable Hotel" erhalten und sich verpflichten, es in den folgenden Jahren zu behalten. Elf Hotels, die die gesamte Bandbreite an Unterkunftsarten in Jesolo abdecken, haben sofort positiv reagiert. Die ersten "Early Adopters"-Zertifikate wurden dieser Tage bereits vergeben. Der Präsident von AJA, Pierfrancesco Contarini, erläutert sein Leitbild im Projekt: «Wir sind davon überzeugt, dass der Tourismus in einer Welt ohne Nachhaltigkeit keine Zukunft hat und dass ihre Grundsätze die Entwicklungsperspektiven der einzelnen Unternehmen unseres Sektors untermauern müssen. Unser Ziel als Wirtschaftsverband ist es, Nachhaltigkeit zum konstitutiven Wert der neuen Positionierung und zum markanten Argument der institutionellen und werblichen Kommunikation unseres Standortes zu machen».

AJA ist sich bewusst, dass die Reisenden heutzutage aufmerksamer und sensibler für Fragen der Umwelt und der sozialen Verantwortung sind, was sich auch in der Wahl der Unterkünfte widerspiegelt, in denen sie ihren Urlaub verbringen. Für Gäste stellt die Anbringung eines Nachhaltigkeitssiegels eine Garantie und eine Übereinstimmung mit den eigenen Werten dar. Werte, die auch Tiziano Cenedese, Präsident der CentroMarca Banca genossenschaftliche Kreditbank von Treviso und Venedig, dem Hauptpartner des Projekts "Jesolo 2030", vollkommen teilt: «Wir befinden uns strategisch im Einklang mit der historischen Mission unseres Kreditinstituts, die schon immer auf die Durchführung von Maßnahmen zur Unterstützung der Region und der lokalen Gemeinschaften ausgerichtet war. Aus diesem Grund haben wir beschlossen, die Initiative zu unterstützen und hier in Jesolo diejenigen zu würdigen, die in der Umwelt und in der Bedeutung einer guten Governance die Kraft ihres Handelns erkennen, um einen Mehrwert zu schaffen und die Erde zu schützen».

 

Die Federführung liegt bei Holding22 Srl, dem Unternehmen, das im Auftrag von AJA das Projekt "Jesolo 2030" entworfen hat und für die Ausstellung des Zertifikats "Sustainable Hotel" verantwortlich ist. Der Gründer Daniele Basso erklärt die technische Besonderheit dieses Zertifikats: «Wir haben unseren grundlegenden Algorithmus zur Berechnung der Nachhaltigkeitsleistung dem Projekt zur Verfügung gestellt und ihn dann, dank des wissenschaftlichen Beitrags von Fraunhofer Italia, an den lokalen und branchenspezifischen Kontext angepasst».

 

Die Definition des Zertifikats “Sustainable Hotel”

Was müssen die Hotels in der Region Jesolo eigentlich tun, um dieses Zertifikat zu erhalten und auf Dauer zu behalten? Die Methodik für die Berechnung der Leistung in Bezug auf die 17 "Sustainability Development Goals" wird von der Forschungsgruppe "Bioeconomy and Sustainability" von Fraunhofer Italia unter der Leitung von Frau Pasqualina Sacco entworfen.

«Wir haben von Anfang an unsere große Stärke genutzt, nämlich die interdisziplinäre Kompetenz innerhalb der Forschungsgruppe, die alle Säulen der Nachhaltigkeit umfasst: Wirtschaft, Umwelt und Soziales. Wir haben die wichtigsten Kriterien für den Tourismussektor in der Region Jesolo, auf die wir uns beziehen können und die den allgemeinen Zielen der Europäischen Union zur Nachhaltigkeit entsprechen, identifiziert».

So ermittelte das Bozener Forschungsteam Nachhaltigkeitsindikatoren, die sich beispielsweise auf die Gleichstellung der Geschlechter, spezielle Schulungsprogramme für das Personal, die Reduzierung von Verpackungen, nachhaltige Mobilitätsangebote und lokale, umweltfreundliche Lebensmittel und Weine beziehen. Zusätzlich zu diesen Parametern berücksichtigten Frau Sacco und ihr Forschungsteam weitere typische Merkmale eines Küstengebiets. Das Zertifikat "Sustainable Hotel" berücksichtigt daher auch mögliche Schadstoffe im Meer oder die Informierung der Öffentlichkeit über die Besonderheiten der Region und die Sicherung der biologischen Vielfalt der Lagune.

 

Von der Sensibilisierung der Akteure bis zur Unterstützung der Best-Practices

«Bei Fraunhofer Italia verfolgen wir eine langfristige Perspektive, die mit einer frühzeitigen Sensibilisierung des Hotelmanagements beginnt und auf eine strategische Planung abzielt, welche auf der Bewertung der eigenen Leistung im Hinblick auf Nachhaltigkeit beruht», erklärt Sacco.

In der jetzt abgeschlossenen ersten Phase des Projekts ging es daher nicht nur um die Definition von Indikatoren, sondern auch um die frühzeitige Erkennung möglicher Hemmnisse bei der Einbindung der Beherbergungsbetriebe und um die Stärkung einer teilweise bereits vorhandenen Kultur der Nachhaltigkeit in der Region. Dank des Beispiels einiger Modellhotels, die die Verfahren zur Berechnung der verschiedenen Parameter getestet und die Methodik der Datenerhebung mit dem Forschungsteam diskutiert haben, wurde der Weg für die nächsten Phasen des Projekts geebnet. In den kommenden Monaten wird die Herausforderung darin bestehen, das Berechnungsmodell fertig zu stellen und die übrigen Projekthotels in die Experimente einzubeziehen. Eine weitere Aufgabe des Forschungsteams von Fraunhofer Italia wird es sein, die Verwalter des Zertifikats dabei zu unterstützen, die Regeln für die Aufrechterhaltung derjenigen zu ermitteln, die das Zertifikat bereits besitzen, und Best-Practice-Initiativen für eine noch nachhaltigkeitsbewusstere Küste von Jesolo zu unterstützen.